Eine Rast mit Hintergedanken
Bei nass-grauen Tagen sticht es besonders heraus: das gelbe Wanderbänkli, unmittelbar neben der Hauptstrasse im Durchgangsort Bühler. Auch an diesem Regentag im Sommer, als ich mich einmal mehr ärgerte, über zu viel Nass und zu viel schwüler Hitze, wenn dann die spärliche Sonne sich doch noch zeigen will, fällt es mir ins Auge. Ich halte an, um den Schriftzug auf der oberen Sprosse der Rückenlehne zu entziffern: «Wie geht es dir», steht unverkennbar auf dem knallig-gelben Holz. Eine Frage, dich mich zum Nachdenken anregt, auch wenn ich in meinem Auto sitzend die Fahrt fortsetze. Ja, wie geht es mir eigentlich? Ich mache mir Gedanken, darüber, was denn genau meine guten oder schlechten Gefühle bestimmt. Die Launen der Natur gehören sicherlich auch dazu. Aber da gibt es noch mehr, noch viel mehr, das mich beeinflusst: die Nachrichten über durchgeknallte Autokraten, fanatische Nationalisten, Klima, dem schleichenden Werteverlust in Europa und andere Themen der Gesellschaft. Was braucht es eigentlich, damit es mir besser geht und mich die kollektive Verängstigung vor der unsicheren Zukunft nicht vollends bestimmt? Denn das passiert schnell, wenn ich mich einzig durch den Mainstream der Schwarzseher und -seherinnen beeinflussen lasse. Ja – die Zeit ist schwierig und ja, wir leben an einem Wendepunkt. Dabei mich von Angst und Schrecken leiten zu lassen, ist jedoch der denkbar schlechteste Weg. Vielleicht braucht es das Gegenteil: Vertrauen auf das, was hinter dem Horizont den Menschen führen, schützen und formen will: die spirituelle, göttlich Kraft, die uns von je her geschenkt ist. Wir sind zwar in der Welt, aber wir sind nicht ganz und gar von der Welt. Die Seele, sofern ich mir eingestehe, eine zu haben, ist die Brücke über Raum und Zeit hinaus in die göttliche Sphäre. Gott ist weit mehr als Psalmverse und Predigten. Er ist diese gelbe Bank, die mich in die Ruhe kommen lässt, wenn ich mich bloss getraue, mich bei ihm auszuruhen von den Lasten der Welt… „Wie geht dir“, ist letztlich seine Frage an mich. Jeden Tag von Neuem.