Der Tod ist nichts Besonderes

Der Nebel hüllt unser Dorf und Quartier wieder ein. Es ist November. Mit dem zweitletzten Monat im Jahr rückt das Therma der Endlichkeit bei vielen Menschen ins Bewusstsein. Im November denken Christinnen und Christen an ihre verstorbenen Angehörigen, besuchen die Gräber und entzünden Lichter.

Wir alle sind endlich. Körperlich endlich. Mit dem Tod zerfällt der Körper. Doch was passiert mit dem Geist? Energie kann sich bekanntlich nicht zersetzen. Sie kann sich höchstens verändern. Slle und Geist sind Energie und wandeln sich bloss mit dem Tod. Sterben und Tod sprengen Raum und Zeit. Unsere Lebensenergie gleitet hinüber in eine neue Dimension, von der wir bloss die alten Bilder kennen, wie Himmel, Paradies. Bilder für etwas, für das es keine irdischen Worte gibt. Was macht uns aus als Menschen? Der Körper allein wohl nicht. Es ist diese seelische Energie, unser Lieben, unsere Leidenschaft, ja auch unser Hass und unsere Fähigkeit zur Hoffnung, die uns als Menschen auszeichnen. Das ist Energie. Von der Lebensquelle Gott geschenkte Energie. Der folgende Text von Annette von Droste bringt es auf den Punkt: unsere Verstorbenen sind da und dort. Sie bleiben mit uns verbunden, Weshalb sollen sie uns dem Sinn sein, nur weil wir sie nicht sehen?

Der Tod ist nichts Besonderes:
Ich glitt lediglich über in den nächsten Raum.
Ich bin ich, und ihr seid ihr.
Warum sollte ich aus dem Sinn sein,
nur weil ich aus dem Blick bin?
Was auch immer wir füreinander waren, sind wir auch jetzt noch.
Spielt, lächelt denkt an mich.
Leben bedeutet auch jetzt all das,
was es auch sonst bedeutet hat.
Es hat sich nichts verändert,
ich warte auf euch, irgendwo sehr nah bei euch.
Alles ist gut.
Annette von Droste-Hülshoff (1797 – 1848)

Ich wünsche Ihnen einen hoffnungsvollen Blick auf unser eigenes einmal «Gehenmüssen» oder besser: «Gehendürfen»